Entwicklung

Die Unternehmensgeschichte

Bis zum Jahre 1875 gab es in der Region Bregenzerwald für die Bauern keineMöglichkeit, ihre gewonnene Schafwolle gegen ein paar Meter Lodenstoff oder Strickwolle zu tauschen. Diese Situation kannten die Bauersleute Josef Anton und Maria Barbara Fischer nur zu gut und beschlossen deshalb einen eigenen Wollverarbeitungsbetrieb zu gründen. Die Maschinen wurden aus einem Betrieb aus dem Elsaß beschafft, mit Pferdewagen nach Bezau transportiert und im großen Gewerbehaus in Bezau, Ellenbogen aufgestellt. Zuvor war in den Räumlichkeiten eine Kornmühle untergebracht, welche vom Mühlbach durch drei Wasserräder angetrieben wurde. Somit war auch die Antriebsquelle schon vorhanden. Da das Ehepaar Fischer nicht wusste wie Wolle zu Loden verarbeitet werden konnte, zogen auch der Spinn- und Webmeister aus dem Elsaß mit nach Bezau. Nun war auch im Bregenzerwald ein vollstufigen Lodenbetrieb, welcher Färberei, Spinnerei, Weberei sowie Ausrüstung umfasste. Frau Maria Barbara Fischer hausierte mit dem Loden im Bregenzerwald und im angrenzenden Rheintal, wobei sie oft wochenweise unterwegs war, um Aufträge für den Betrieb hereinzuholen. Sie kannte man daher landesweit besser als das "Bezauer Lodowible".

1905 starb der Gründer Josef Anton Fischer und seine Frau Maria Barbara bestimmte frühzeitig ihren Enkel Bartle als Nachfolger. Dieser zeigte schon sehr früh eine technische Begabung und Interesse für den Lodenbetrieb. Ihr Sohn Kaspar war noch ledig und beschäftigte sich lieber mit seiner Leidenschaft der "Jagd". Die Weltkriegsjahre 1914-1918 waren sehr schwer, weil die Rohstoffbeschaffung in diesen Jahren kaum möglich war. Doch danach konnte sich der Betrieb wieder gut erholen und die Rohstoffe kamen sogar von den Bauern des angrenzenden Schwabenlandes. Noch mit über 80 Jahren reiste die Gründerin durch das Land und brachte die begehrten Aufträge nach Bezau. Sie war wirklich eine bewundernswerte Frau. Mit 41 Jahren, nach der Geburt von 13 Kindern (6 starben im Kindesalter), begann sie ihre Unternehmerkarriere und der Tod beendete im 89. Lebensjahr im Jahre 1923. Nun lag die Ganze Last des Betriebs zum großen Teil auf dem Enkel Bartle Fischer. Mitte der 20er Jahre entschied er sich nur noch den Spinnereibetrieb mit der Strickgarnherstellung weiterzuführen. Die Jahresproduktion lag damals bei 5.000 kg.

Die Unternehmensgeschichte

Bartle heiratete 1935 die gelernte Damenscheiderin Wilhelmine Schneider aus Höchst. Sie war daher für den Betrieb eine sehr wertvolle Stütze und übernahm den Verkauf für die hergestellten Produkte. Im Jahre 1949 entschlossen sie sich, dass alte Gewerbehaus gegen einen damals modernen Neubau zu ersetzen. Nach einem Jahr Stillstand durch den Umbau konnte im Jahre 1950 die Produktion im neuen Gebäude, aber leider nur mit den alten Maschinen wieder aufgenommen werden. Gleichzeitig wurde das Rohmaterial von der heimischen Bauernwolle auf Überseewollen (Australien & Neuseeland) umgestellt, was einer großen Qualitätsverbesserung gleichkam.

Ein großer Schicksalsschlag traf 1953 die Familie und somit auch den Betrieb, als Frau Wilhelmine mit 49 Jahren verstarb. Nur durch die enge Zusammenarbeit von Tochter Myrtha und Bruder Kurt, welche ihrem Vater Bartle tatkräftig zur Seite standen, ist es gelungen wieder Tritt zu fassen. Im Jahre 1955 wurde die Färberei aufgelassen. Drei Jahre später erfolgte dann ein großer Schritt in der Spinnereitechnologie, die Erneuerung des Selfaktors durch eine Ringspinnmaschine. In den 60er Jahren war die Nachfrage nach Handstrickgarnen gut. Man belieferte alsbald renomierte Kauf- sowie Versandhäuser in Österreich. Im Jahre 1962 ist Kurt Fischer in den Betrieb eingetreten. Er hatte die Wollherstellung von seinem Vater erlernt und sich große Ziele gesteckt. Schon 1964 erweiterte er den Betrieb. Die Nachfrage stieg im großen Maße und neue Kunden im Ausland wurden beliefert. Im Jahre 1968 heiratete Kurt Frau Maria Greußing, eine Wirtstochter aus Schoppernau, und hatte somit eine tüchtige Frau an seiner Seite. 1969 wurde die Spinnerei schon wieder vergrößert, wodurch enorme Produktionsvorteile entstanden und die Jahresleistung von 15.000 kg auf 80.000 kg gesteigert werden konnte.









Die Unternehmensgeschichte

Im Jahre 1975 wurde wieder ein großer Schritt nach Vorne realisiert. Eine moderne Handstrickgarndämpfanlage und einer der ersten vollautomatischen Knäuelwickelmaschinen wurden angeschafft. Es entwickelte sich eine sprunghafte Nachfrage nach Handstrickwolle. Ein Jahr darauf wurde wieder eine neue Halle für das Rohmateriallager, sowie die Wolferei und Mischerei erstellt. Anfang der 80er Jahre entwickelte sich auch eine große Nachfrage nach Industriegarnen, welche in Strickereien zu Socken verarbeitet wurden. Der Export von Strickwolle wurde ausgebaut und weiter gesteigert. Im Jahre 1984 verstarb Bartle Fischer im 81. Lebensjahr, womit ein Leben voller Arbeit für den Betrieb ( 65 Jahre ) zu Ende ging. Mit dem Eintritt der Söhne Klaus und Karl-Heinz Mitte der 90er Jahre, wurde wieder ein neues Kapitel in der Firmengeschichte aufgeschlagen. Die 5. Generation der Wollspinner rückte an. 1998 wurde eine komplette Neukonzeption des Betriebs geplant und umgesetzt. Eine weitere große Halle wurde hinzugebaut, worin eine moderne Spinnereianlage aufstellt wurde. Die neuen Anlagen brachten eine Rationalisierung, sowie Qualitätsverbesserungen im Endprodukt. Gleichzeitig wurde auch die Mischerei auf den neusten Stand der Technik gebracht. Leider brach der Absatz nach der Inbetriebnahme der neuen Anlage komplett zusammen. Die Menge an Handstrickgarnen sank von 140.000 kg im Jahr 1999 auf 56.000 kg im Jahr 2000 und danach kontiunierlich weiter. Zusätzlich brach der Markt für die Maschinengarne der Sockenindustrie aufgrund der Werksschließungen bei den Kunden komplett weg.

Da eine Erholung auf dem Markt der Handstrickgarne nicht in Sicht war, wurde 2002 mit der Lohnknäuerlei und 2003 mit der Musterkartenfertigung eine Diversifizierung der Absatzmärkte gemacht.

2005 hat dann Klaus Fischer mit der Erzeugung von technischen Garnen nach dem Dref-Spinnverfahren begonnen und eine eigene Firma dafür gegründet. Obwohl die Resonanz Anfangs recht groß war stellte sich erst 2007 eine gute Auftragslage ein. Seitdem Zeitpunkt konnte die Fischer Wolle auch Erträge durch Vermietung von Gebäuden an die Fischer Tech Garne GmbH generieren.

2008 wurde Klaus Fischer auch Geschäftsführer der Fischer Wolle GmbH.

Es wurden laufend neue Märkte und Produkte entwickelt, doch kamen diese ins Laufen, schwächelten andere. Die finanzielle Last wurde immer größer statt kleiner, obwohl Klaus Fischer Tag und Nacht daran gearbeitet hatte, eine Trendwende zu erreichen.

Daher haben wir im Jahr 2018 den Entschluss fassen müssen, die Wollspinnerei nach 143 Jahren endgültig zu schließen und ein neues Kapitel mit der Vermietung von Gebäuden zu öffnen.

2018 bis heute

Um unsere inzwischen schon liebgewordenen Kunden und Stricker (innen) nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen haben wir uns sehr bemüht einen Betrieb zu finden, der die bekannte Hauswolle weiterhin produzieren möchte. Die Wollspinnerei Jordan in Breitenbach hat dann teilweise Maschinen und Kunden von uns übernommen.

Weitere Produktionsmaschinen wurden 2019/2020 demontiert und verkauft.

Das Finden eines geeigneten Mieters war dennoch schwieriger als gedacht. Doch durch Zufall und Glück konnte die große Spinnereihalle Ende 2020 an die österreichische Post als Paketzentrum im Bregenzerwald vermietet werden. Damit war der erste und wichtigste Schritt in die neue Richtung vollzogen.

Jetzt warten weitere gut erhaltene Hallen auf treue Mieter!